13.05.2024 | Ortenberg
„Engel“ aus Praxis, Klinik und Pflegeheim (6): Selina Bourogaa ist Teamleiterin des ambulanten Pflegediensts „Adamo“ mit Stützpunkt in Ortenberg. Sie arbeitet besonders gern mit Dementen.
Es klingt zwar etwas abgedroschen, aber von unseren Kunden bekommen wir so viel zurück – auch von den dementen Menschen, mit denen ich unfassbar gerne arbeite“, sagt die Teamleiterin des ambulanten Pflegediensts Adamo der Winkelwaldgruppe, Selina Bourogaa, in ihrem Büro im Seniorenzentrum Sternenmatt in Ortenberg, wo sie beispielsweise Einsatz- und Tourenpläne erstellt. „Vor Ort machen wir dann das gleiche wie in einem Pflegheim, nur eben zu Hause bei den Leuten“, erklärt die Berghauptenerin.
Als Leiterin eines achtköpfigen Teams, das für rund 40 Kunden sorgt, ist die 35-Jährige 24 Stunden am Tag für die Mitarbeiter erreichbar. „Meldet euch, wenn etwas ist“ lautet ihre Devise, weshalb eben dann auch mal zu später Stunde das Handy klingelt oder eine Whatsapp ankommt. „Nur durch ein gut geführtes und gestärktes Team kann man sich stark für andere machen, und das macht Selina mit Leib und Seele“, meint Nicole Ehret, die als Gesamtleiterin der ambulant betreuten Wohngemeinschaften der Winkelwaldgruppe „in Selina meinen absolut perfekten Arbeits-Buddy“ gefunden hat und sie auch privat als eine ganz „starke Person“ schätzt.
Arbeit als Ausgleich
Bourogaa räumt aber ein, manchmal an ihre Grenzen zu kommen. Dies sei insbesondere dann der Fall, wenn es viele krankheitsbedingte Ausfälle gebe. „Wir müssen ja auch dann alles abdecken und können unseren Kunden nicht einfach absagen. Die Kunden wertschätzen unsere Arbeit aber auch sehr.“
Gefragt nach ihren Hobbys, in denen sie Runterfahren kann, bezeichnet sie ihre Arbeit als Ausgleich. „Ich habe zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren und gerade der Jüngste ist sehr aktiv“, erzählt sie mit einem Lächeln und verrät dann doch noch, dass sie gerne liest, verreist oder einfach eine gute Zeit mit ihrer Familie verbringt. Dass sie Arbeit und Beruf unter einen Hut bekommen kann, liege auch daran, dass sie tageweise im Homeoffice arbeiten dürfe. „Wir haben auch sonst viele Mamas hier“, berichtet sie und lobt ihren Arbeitgeber.
„Tolles junges Team“
Bourogaa ist aber nicht nur im Büro tätig, sondern zu etwa 50 Prozent auch bei den Kunden. Dies zum Teil im Rahmen einer „Pflegevisite“ (Qualitätssicherung) gemeinsam mit Mitarbeitern, um zu schauen, ob alles gut läuft. „Wir haben hier ein ganz tolles junges Team“, ist sie voll des Lobes für ihre Kollegen.
„Als Kind haben wir unsere Oma gepflegt, seitdem war mir klar, dass ich so etwas auch mal beruflich machen will.“ Fast schon eine Art „Ersatz-Oma“ habe sie später während der Ausbildung im Gengenbacher Pflegeheim kennengelernt. „Sie werde ich wohl nie vergessen. Egal wie desorientiert sie manchmal war, hat sie mich immer gleich erkannt und dann haben wir gemeinsam alte Lieder gesungen und gebetet.“
„Klatschen reicht nicht“
Auch wegen solcher Begegnungen würde sie den Job immer wieder ergreifen, wobei sie in Richtung Politik auch deutlich macht: „Klatschen allein reicht nicht. Die Bedingungen in der Pflege müssen besser werden!“ Denn viele würden, obwohl sie den Job lieben, aufhören, weil sie zu wenig Zeit für die Kunden hätten. „Wir planen unsere Touren aber großzügig, sodass auch Zeit zum Hinsetzen und Zuhören bleibt, wenn jemand Redebedarf hat“, will sie abseits der Pflegeaufgaben diese menschliche Seite nicht zu kurz kommen lassen.
Quelle: Reiff Medien – ©Stephan Hund
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